Familiensegeln auf dem Ijsselmeer

Insgesamt 26 Segler, davon 12 Jugendliche unter 18 Jahren, erreichten am Sonntag gegen 16.00 Uhr den Hafen um auf den Booten einzuchecken. Abends lernten sich die Crews bei Pizza etc. im Restaurant Gondola näher kennen. Los ging es am nächsten Morgen mit einem nicht besonders familienfreundlichen 1. Segeltag. Holländisches Schietwetter und Böen bis 6 bft. sorgten für sportliches Segeln...

SKS-Ausbildungtörn Ijsselmeer / Waddenzee vom 10.06.2019 - 19.06.2019

Dies ist der Bericht zur ersten SKS-Ausbildung und Prüfung bei der SRN am Ijsselmeer. Teilnehmer: Rainer Dierschke, Skipper und Ausbilder Christina Thees Kathrin Deichen Bernd Unverfehrt Christoph Plachetta Nach problemloser Anreise am Pfingstmontag sind wir gegen 15 Uhr am Steg der Flevo-Marina in Lelystad eingetroffen. Rainer wartete schon auf uns, da er unser Boot, die „Tess“, eine Jeanneau Sun Odyssey 379 von Flevo Sailing, bereits über das Pfingstwochenende für seine Familie gechartert hatte...

Törnbericht Skippertraining 2022, Lemmer, Ijsselmeer

Törnbericht: Von der Einsamkeit des Skippers hinterm Rad

Skippertraining 2022, Lemmer, Ijsselmeer

5. Mai 2022 | Holger Töllner

Lemmer, Ijsselmeer, 23.-26. April 2022

Es bläst seit gestern Abend mit fünf bis sechs Windstärken. Die ganze Nacht haben wir den Wind durch Takelagen pfeifen und lose Fallen an Alumasten schlagen hören. Warm eingewickelt in unsere Schlafsäcke haben wir eine ganz schön kalte holländische Nacht überstanden. Jetzt sind wir gespannt. Es ist acht Uhr. Die Sonne scheint. Draußen sind um die 10 Grad plus. Brrrrr.

Wir, das sind ein weiblicher und drei männliche Skipper und unser Trainer Rainer Dierschke. Rainer ist schon eine ganze Weile vor Ort. Er hat für den SRN mehrere Führerscheinkurse organisiert. Fast sieht es aus, als gäbe sich die Hälfte der Vereinsmitglieder dieser Tage zum Saisonauftakt ein Stelldichein am Ijsselmeer. „Inoffizielle Mitgliederversammlung“, witzelt Rainer. Der SRN ist hier derart prominent vertreten, dass wir mit dem Vercharterer schon ein sehr partnerschaftliches Verhältnis haben. Wir haben Gelegenheit, den Prüflingen viel Glück zu wünschen und sehen uns die Prüfungsfahrten gespannt an, bevor wir selbst an Bord gehen.

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Warum sind wir überhaupt hier? Die notwendigen Scheine haben wir ja längst alle, manche von uns seit vielen Jahren. Etliche Seemeilen liegen inzwischen in unserem Kielwasser, und trotzdem wird bei jeder Annäherung an einen besonders engen Hafen, bei viel Wind und schwierigen Anlegebedingungen der Griff ums Rad etwas fester, bildet sich ein wenig mehr Schweiß auf der Haut. Und genau das ist der Hauptgrund, warum wir bei unter 10 Grad gerne in unserer gecharterten Bavaria 41 mit Namen Meike gepennt haben und uns jetzt fröstelnd zum Frühstückskaffee zusammenfinden. Wir wollen als Skipper sicherer werden und zusammen mit Rainer herausfinden, wie man auch bei über fünf Windstärken noch kontrolliert mit maximaler Sicherheit manövriert.

Dafür herrschen nahezu ideale Bedingungen. Es hat so viel Wind, dass unser Boxnachbar, der ebenfalls ein Skippertraining veranstaltet und ganz gewiss kein Greenhorn ist, beim Ablegen erstmal das gegenüberliegende Boot am Vorsteven touchiert. Eindrucksvoller kann man die herrschenden Schwierigkeiten bei dieser Wettersituation nicht vor Augen geführt bekommen. „Da seht Ihr mal“, sagt Rainer, der nun unser Boot sicher aus der Box bringen muss.

Ob er wohl trotz seiner vielen Erfahrung jetzt auch ein bisschen nervös ist? Falls ja, merkt man es ihm nicht an. Aber knifflig ist der Ableger schon. Wir bekommen starken Wind von Backbord und würden sofort gegen die leewärtigen Pfähle und in die Nachbarboote vertrieben, würfen wir an Luv die Leinen los. Im Zeitlupentempo fieren wir Leinen und dampft Rainer mal hierhin mal dorthin ein, bis wir endlich die dicke Mitte des Bootes am Leepfahl vorbeibugsiert haben. Nach einer Böe fährt Rainer das Boot elegant durch die Gasse ins Fahrwasser. Es gibt respektvolle Kommentare von der gegenüberliegenden Seite. Ich höre nur „Bravo, schulbuchmäßig!“ und „alle Achtung!“ und freue mich, obwohl ich ja nur Leinenarbeit nach Anweisung gemacht habe.

Die Zeit bis mittags verbringen wir damit, unser Boot in den verschiedenen Bereichen des Hafens von Lemmer bei diesem Wind zu bewegen. Wir drehen und wenden, fahren rückwärts, lassen uns vertreiben, stoppen auf und lernen, dass man bei viel Wind verschnaufen kann, indem man das Heck in den Wind dreht. So lässt das Boot sich ganz leicht halten und man kann in Ruhe überlegen, was als nächstes kommt.

Jeder darf bei jedem Manöver zweimal hintereinander ran. Das gibt schon einiges an Übung. Nachmittags üben wir römisch-katholisches Anlegen, also achtern gegen den Wind am Steg festzumachen. Eine faire Aufgabe für den ersten Tag! Und wir entdecken die Langsamkeit. Ein Freund von mir sagt immer, „Im Hafen gelten vor allem drei Regeln: langsam, langsam, langsam.“ Rainer bringt uns folgerichtig bei, wie man trotz viel Wind relativ langsam fahren kann. Denn wenn man bei langsamer Fahrt etwas touchiert, ist der Schaden voraussichtlich geringer als donnerte man mit „full speed“ auf etwas drauf.

Zum Abschluss segeln wir dann doch aufs Ijsselmeer und gönnen uns die kräftige Briese noch für ein paar krasse Segelmanöver. Rainer zeigt uns, wie man mit dichtgezogenem Groß und backstehender Fock völlig sicher Vollkreise segeln kann, ohne auch nur ein einziges Mal die Segelstellung zu verändern. Das Ganze inklusive Halse! Alle sind verblüfft (weil solche Segelei allen erlernten Regeln widerspricht) und begeistert (weil ein unerfahrener Steuermann das Boot ohne Probleme auf diese Art führen kann). Einzig das Material dürfte leiden. Aber Sicherheit geht nun mal vor.

Am späten Nachmittag gönnen wir uns nach dem Anlegen einen Anleger und sind alle hochzufrieden mit dem Tag. Beim späteren Abendessen und bis zum Zubettgehen reden wir viel über erfolgreiche und misslungene Manöver und wie einsam man trotz der Enge im Boot als Skipper manchmal ist. Da die Verantwortung für Crew und Schiff unteilbar ist, steht allein der Skipper gerade, wenn etwas passiert. So viel Verantwortung macht nicht nur einsam, sondern auch vorsichtig. Nicht jede Entscheidung des Skippers wird von der Crew gefeiert. Nachdenklich wünschen wir uns eine gute Nacht.

Am Sonntag ballert es noch etwas mehr als Samstag, sodass wir in unserer Box zum Ablegen ganz einfach zu ungünstig liegen, um unter diesen Bedingungen sicher herauszukommen. Ständig fallen pfeifend die Böen mit 6-7 Beaufort ein. Wir warten bis zum Mittag und machen bis dahin Theorieunterricht. Es wird mit vereinten Kräften an der Physik der Leinen im Zusammenspiel mit Motor, Wind und resultierenden Hebeln getüftelt. Unser Praxisbeispiel ist unser Boot und die Frage, wie wir es eventuell doch noch schaffen könnten, uns irgendwie aus der windbedrängten Box herauszuwarpen. Stefan bringt uns schließlich der Lösung näher, indem er vorschlägt, in Luv statt der Mittelspring eine Spring von achtern zu legen. Die Idee wird diskutiert, doch bevor sie mit vereinten Kräften umgesetzt werden kann, erscheint eine Frau, die uns bittet, ein anderes Boot bitte mal schnell umzuparken. „Dat Boot muss raus aus meine Box!“, sagt sie einigermaßen angesäuert mit unverkennbar heimischem Akzent.

Ein anderer Charterkunde hat offenbar in der Box der Eignerin festgemacht, und nun ist niemand mehr da, um das Boot in eine freie Box zu verhohlen. Deswegen bittet uns der Vercharterer, der ebenfalls gerade abwesend ist, um Hilfe. Natürlich sagen wir nicht nein und laufen zu dem anderen Boot hinüber, um den Job zu erledigen. Wozu haben wir das Ab- und Anlegen die ganze Zeit geübt? Außerdem liegt das fremde Boot in Lee einer großen Halle. Hier ist von den ungünstigen Windverhältnissen, unter denen wir unsere Meike ablegen müssen, so gut wie nichts zu spüren, sodass wir unsere Aufgabe schnell erledigen können.

Nach getaner Arbeit geht es nun zurück an Bord unseres Bootes, wo wir uns wieder Stefans Plan widmen und damit auch bestens aus der Box kommen. Ob wir es anders nicht auch geschafft hätten, ist am Ende nicht zu sagen, weil der Wind inzwischen deutlich abgeflaut hat. Das Konzept Achter- statt Mittelspring setzt sich jedoch für den Rest des Törns durch, weil man dadurch in den engen Boxen weniger Gefahr läuft, achtern mit dem Fingersteg zu kollidieren.

Wir üben das rückwärtige Anfahren der Pfähle und das Festmachen an Pfahl in Lee und Fingersteg in Luv sowie das kontrollierte Eindampfen in die Box. Da wir es so oft machen, lacht uns die Besatzung einer 50er Bavaria aus, die sich bei dem Wetter selbst nicht aufs offene Wasser zu trauen scheint und statt zu Segeln lieber ein paar Bierchen lenzt. Nachts höre ich, wie sich einer von ihnen lautstark übergibt und denke, wer zuletzt lacht…

Viel zu schnell ist auch dieser spannende Tag vorbei. Montag steht uns nur halb zur Verfügung, weil da schon mittags wieder Crew-Wechsel ist. Trotzdem segeln wir aufs Ijsselmeer, um zum Abschluss noch ein paar Segelmanöver sowie ein wenig Reffen zu üben. Erneut ruft Rainer allgemeine Begeisterung hervor, indem er uns frisch aus England von ihm importierte MOB-Manöver zeigt. Wir sind uns alle einig, dass die Schulbuchmanöver mit Q-Wende unter Segeln ziemlich praxisuntauglich sind. Daher probieren wir zunächst das sogenannte Münchner Manöver bzw. Quickstopp. Noch etwas schneller und praxisnäher dürfte aber die englische Methode sein, weil sie ohne parallel ablaufende Manöver auskommt und noch nicht einmal unbedingt das Dichtholen des Groß erfordert.

Am Ende sind sich alle einig: Es war lehrreich und menschlich ganz wunderbar. Nach dieser Vorbereitung hat sich die Vorfreude auf die kommende Saison noch einmal ordentlich erhöht. Besonders gefallen hat uns allen gerade auch der Gedankenaustausch unter Skippern. Es wäre daher toll, wenn wir zukünftig vor der Saison so etwas wie Skippersegeln organisieren könnten, sodass man als Skipper „wieder reinkommt“ und gleich beim ersten Törn so leistungsbereit ist, wie die Crew das erwarten darf. Nochmal ein dickes Dankeschön an Rainer Dierschke, Nicole, Christoph und Stefan für die ebenso lehrreichen wie angenehmen Tage.

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