08. Mai 2011 | Bericht von Thomas Wolff
Am Donnerstag den 28.04. flogen Bernhard, Ralf, Edgar und ich von Frankfurt über Wien nach Split. In Wien stieß Christian aus Stuttgart kommend zu uns und wir machten uns in Crewkleidung auf nach Kroatien.
Ein Teil der Crew übernahm die Bunkerung, der andere Teil übernahm das Schiff. Nach dem Riggtrimm, der Anbringung der Windfäden, der Protestflagge, des Speedpuks und des Regattatimers besprachen wir unsere Planung für die 3 anstehenden Trainingstage.
Am Freitag liefen wir mit einer neuen Genua in Richtung Piskera aus. Unterwegs trainierten wir mit unseren mitgebrachten Trainingsbojen Starts, Bojenmannöver und Kreuzkurse, machten uns mit dem Boot vertraut und markierten die verschiedenen Trimmpositionen. Am Abend liefen wir auf den Kornaten in der Marina Opat ein, einem Steg mit einer kleinen „Gourmetkneipe“, sonst nix. Wir haben noch heute im Ohr „es gibt Alles aber nur mit Lobster!“. Das bedeutete bereits am 2. Abend ein jähes Ende unserer Bordkasse.
Am Samstag folgten dann weitere Trainingseinheiten bis wir am Abend in Biograd einliefen. Am Abend gab es ausnahmsweise mal keinen Lobster sondern eine riesige Fleischplatte.
Nachdem wir am Sonntag unter Maschine Murter erreichten und uns zur Regatta einschrieben, folgten am Nachmittag bei schönem Segelwind weitere Trainingseinheiten im künftigen Regattagebiet. Hierbei war ein gegenseitiges Beschnuppern mit den Konkurrenten möglich und unsere Trainingsbojen wurden eifrig auch von weiteren Booten genutzt. Abends bei der Regattaeröffnungsfeier fand wieder die übliche Buffetschlacht statt.
Es erfolgte der 1. Startschuss zu einem Up and Down Rennen vor der Insel Murter. Der 2. Lauf führte uns in einem Langschlagrennen nach langer Kreuz und anschließender Navigationsfahrt in die Piskera. In beiden Läufen haben wir sehr gute Starts hingelegt und uns auch auf der Kreuz clever geschlagen. Entscheidend war im Langschlagrennen, dass wir früh erkannt haben, nicht den beiden vermeintlichen Führungscrews hinterherzufahren, diese hatten sich gründlich in die Pampa verfahren! Wir legten mit bei den ersten Schiffen in der Piskera an und dann, wie es bereits Christian im Kornati Cup TV erwähnte „Ziellinie, Duschen, Essen, Rotwein und Prost“. Wir realisierten so langsam, dass wir gar nicht so schlecht waren, was natürlich den Druck für die nächsten Tage erhöhte.
Der Tag begann zunächst sehr flautig. Stundenlang dem Starschiff hinterher, bis es am frühen Nachmittag zum Start eines weiteren Langstreckenrennens nach Biograd kam. Auch hier lief wieder alles sehr gut, Start, Kreuz und der anschließende Halbwindkurs bei zunehmenden Winden kamen unserem Boot entgegen. Somit liefen wir, wieder mit den ersten Booten, in Biograd ein. So langsam kam etwas Euphorie auf. Ein Crewfoto auf dem roten Teppich vor dem Festzelt komplettierte den erfolgreichen Regattatag. Irgendwie konnte ich nicht ganz glauben, dass das so weiter geht und prompt folgte der Dämpfer am 3. Regattatag! Lehre: man darf scheinbar niemals negative Gedanken aufkommen lassen!
Wir wurden mit einer knackigen Bora mit Windgeschwindigkeiten bis 35 Knoten geweckt. Mit einem breiten Grinsen in allen Gesichtern liefen wir mit viel Vorfreude auf 2 weitere gute Abschlussrennen aus. Nach dem setzten der Groß im 2. Reff kam es zu einem ca. 1 Meter langen Riß im Vorlieksbereich des Segels genau zwischen 2 Latten. So, das war´s mit der 4. Wettfahrt, dies wurde unser Zwangsstreichergebnis.
Ab jetzt funktionierte die Crew wie ein Uhrwerk. Über Funk wurde die Regattaleitung informiert, diese stellte den Kontakt zum Hafenbasisleiter her. Wieder am Steg eingetroffen mussten wir leider feststellen, dass es keine Ersatzgroß gab, denn andere alternative Segel passten aufgrund der unterschiedlichen Mastrutscher nicht. Ein eilig herbei telefonierter Segelmacher schaffte es in einer sensationellen Glanzleistung das Segel innerhalb 1 Stunde zu nähen. Das reparierte Segel wieder angeschlagen erfolgte eine Volldampffahrt unter Motor zur ca. 7sm entfernten Regattabahn. Glücklicherweise kam es auf Grund heftiger Winddreher zu einer Startverschiebung. Dies ermöglichte uns die Teilnahme am letzten Lauf. Allerdings noch voll unter Adreanlin stehend lief dieser Lauf nicht ganz so gut, da wir ja auch wussten, dass wir unseren Streicher bereits verbraucht hatten. Somit stand für uns fest, das war´s dann.
In sofern lauschten wir dann recht gelassen den Aufrufen bei der abendlichen Siegerehrung. Als wir jedoch ab der 8. Position immer noch nicht erwähnt waren, wurden wir langsam etwas unruhiger. Als der viert Platzierte immer noch nicht unseren Namen trug, dachten wir schon, wir seien in einer anderen Gruppe.
Der Kommentar der Regattaleitung, dass die ersten 3 Plätze fest in deutscher Hand seien, ließ uns nur kurz Zeit zum Stutzen. Als wir beim Aufruf des dritten Platzes unseren Namen hörten, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Gebührend dem Ergebnis wurde es dann etwas feuchter als an den vorherigen Abenden.
Insgesamt war die Regatta eine ganz tolle Teamleistung.
Was wir uns insgeheim erhofft haben ist dieses mal tatsächlich eingetreten: ein Platz auf dem Treppchen! Fast 1 Jahr intensiver theoretischer und mentaler Vorbereitung hat sich ausgezahlt. Jedes Crewmitglied hat sein Bestes gegeben und das Wichtigste, alle haben an einem Strang gezogen, alle hatten ein festes Ziel vor Augen.
Nach der Regatta ist vor der Regatta, Kornati Cup 2012, wir freuen uns schon! Wir freuen uns schon alle auf 2012 und vor allem in der gleichen Besetzung. Wahrscheinlich jedoch mit einem anderen Schiff, anvisiert ist eine First 45.
Was aber im nächsten Jahr auf keinen Fall fehlen darf, ja was sich sogar zu einem Kultstatus entwickeln könnte, ist das mittägliche „Käsebrot“ unter einem herrlich strahlenden „Planeten“ (die Insider wissen was gemeint ist).