27. Mai 2022 | Christoph Plachetta
Ibiza, Spanien, 14.-21. Mai 2022
Samstag: 14.05.
Wir sitzen in einem Großraumtaxi am Rand des Stadt-Hafens von Ibiza. Der Taxifahrer will nicht mehr weiter. Die Fahrt war vorgebucht vom Flughafen zur Marina Ibiza. Auch ein Telefonat mit der Chefin des Fahrers hilft nicht. Das Flugzeug war pünklich, aber jetzt geht es nicht mehr weiter. Wir steigen aus und Dank Google Earth finden wir in der Nähe eine Bushaltestelle einer Linie, die nach Santa Eulalia geht.
Steffen, unser Skipper, plante, daß wir im Stadt-Hafen an Bord gehen, es gab dort allerdings keine freien Liegeplätze mehr, so daß er nach Santa Eulalia ausweichen mußte.
Er hatte mit einer anderen Crew in der Woche zuvor unser Boot, eine Bavaria 45 Cruiser, die Eva, von Mallorca nach Ibiza gesegelt.
Der Bus liefert uns im Zentrum der Stadt ab, so haben wir noch einen ordentlichen Fußmarsch mit unserem Gepäck bis zur Außenmole in Santa Eulalia, wo Steffen auf der Eva schon auf uns wartet. Die Crew: Steffen, Susanne, Gerlinde, Dirk, Bernd und Christoph ist jetzt komplett.
Beim Proviant-Einkauf im örtlichen Supermarkt ist das Taxiboot der Hafenmeisterei sehr hilfreich, so müssen wir nicht um das ganze Hafenbecken herumlaufen.
Sonntag: 15.05.
Nach ordentlichem Frühstück an Bord, legen wir mit schwachem Wind in Richtung der kleinen Schwester Ibizas ab. Wir erreichen Formentera nach ca. 3 Stunden durch die Meerenge Freu Grande zwischen Ibiza und der vorgelagerten Insel Espalmador.
Geankert wird vor dem langen Strand der Halbinsel Ses Illetes in wunderbar klarem und blau leuchtenden Wasser.
Jetzt wird das Dinghi klargemacht, um an den Strand zu fahren und die in Sichtweite liegenden Chiringuitos (Strandbars) zu erkunden. Die Bars sind am Nachmittag schon fast ausgebucht. Ausserdem schrecken uns die hohen Preise und die Schicki-Micki-Gäste ab, so daß wir beschließen, an Bord zu kochen.
Das blaue Wasser verlockt zum ausgedehnten Schwimmen.
Montag: 16.05.
Unser Proviant muß noch vervollständigt werden. Dazu wird die Yacht in die Nähe des Hafens La Savina umgelegt. Susanne, Gerlinde und Christoph steigen ins Dinghi und rudern nach Formentera. An einem alten Steg kann das Gummiboot festgemacht werden. An Land geht es an den flachen Lagunen der Insel vorbei zum Supermarkt in La Savina. Mit zwei vollbepackten Taschen, drei Personen im Dinghi und mit Gegenwind wird der Rückweg zu unserem Boot sehr anstrengend.
Kurz nachdem wir alles an Bord verstaut haben, erscheint ein Motorboot mit offizieller spanischer Kennung neben uns. Offensichtlich ein Mitarbeiter der lokalen Naturschutzbehörde, der mit einer Art „Schaurohr“ unseren Anker auf dem Meeresbooden sucht. Er macht uns darauf aufmerksam, daß der Anker in einer „Posidonia Prärie“ liegt – einer Wiese aus Seegras, in der das Ankern strikt verboten ist. Das ist
uns zwar bekannt, hatten aber beim Ankermanöver nicht darauf geachtet. Deshalb lichten wir den Anker vorsichtig, setzen Segel und nehmen Kurs auf Ibiza – froh, daß wir nur ermahnt wurden und keine Strafe zahlen mußten!
Wir segeln zur Westküste, vorbei an den imposant steilen Inseln Isla Vedra und Vedranell, die fast 400 Meter aus dem Meer aufragen.
Wir fahren zur Cala Tarida an der Westküste, wo wir auf Empfehlung von Steffen das Strand-Restaurant Ses Eufabies besuchen und über Nacht ankern werden.
Die Fahrt mit dem Dinghi ans Ufer ist überraschend schwierig. Die ersten drei Personen kommen bei ruhiger See gut an. Bei der zweiten Fahrt kommt direkt am Ufer ein Brecher von hinten ins Boot – wahrscheinlich ausgelöst durch eine weiter draußen fahrende Fähre. Zwei Insassen müssen, völlig durchnässt wieder auf die Yacht zurück zum Umziehen; allerdings ohne Motorunterstützung, da auch der Motor Wasser abbekommen hat.
Auch die Rückfahrt im Dunkeln ist abenteuerlich und das Anlegen an Badeplattform und nach hinten schräg stehender Badeleiter ist schwierig.
Die Dünung verstärkt sich später, so daß wir eine äußert unruhige Nacht ohne viel Schlaf verbringen.
Dienstag: 17.05.
Wir legen früh ab und fahren weiter in Richtung San Antonio um die Isla Conejera herum in eine ruhigere Bucht zum Brunch an Bord. Unterwegs werden wir für die unruhige Nacht durch eine Delphinfamilie entschädigt, die wahrscheinlich auf der Suche nach einem passenden Frühstück in der Nähe unserer Eva vorbeschwimmt. Gegen Mittag ankern wir in der Cala Bassa; einer wunderbaren Badebucht mit einem feinen Strand-Club, der gern vom nicht mehr weit entfernten San Antonio mit Ausflugsbooten angesteuert wird.
Nach ausgedehntem Baden lichten wir den Anker und fahren nach San Antonio, wo wir im Yachthafen festmachen. Dort gibt es sogar einen Willkommensdrink für neu angekommene Yachten! Wir gehen zum Landgang der untergehenden Sonne entgegen vorbei am berühmten Cafe del Mar, in dem schon sehr viel Betrieb ist. Wir essen an Bord.
Mittwoch: 18.05.
Ablegen und Weiterfahrt Richtung Norden. Vorbei an Steilküste und wunderbar zerklüfteten Inselchen. Wir ankern in der Cala d' Albarca, einer felsigen Bucht mit türkisblauem Wasser und vielen Fischen. Beim Schwimmen mit der Taucherbrille ist es wie in einem großen Meeresaquarium. Die Fische sind handzahm und lassen sich in großer Menge mit Brotstückchen anlocken. Man muß aufpassen, daß sie nicht in den Finger beißen!
Am Nachmittag steuern wir Cala Portinatx an der Nordküste an. Von dort werden wir am nächsten Morgen den Spung nach Mallorca wagen.
Donnerstag: 19.05.
Sehr frühes Aufstehen, Anker einholen unter Taschenlampenlicht und Ablegen um 5 Uhr morgens in Richtung Mallorca. Mit leichtem Wind können wir Segel setzen. Das Meer ist sanft durch den abnehmenden Mond und die Parade der hellsten Planeten (Venus, Jupiter und Saturn) beleuchtet.
Als die Sonne aufgeht frühstücken wir schon auf hoher See.
Plötzlich tauchen direkt neben dem Boot einige kleinere Delphine auf. In etwa 200 Metern Entfernung springt der Körper eines größeren Meeressäugers aus dem Wasser und taucht in einer Fontäne wieder unter. Der Bauch war weiß und die obere Hälfte schwarz – offensichtlich ein Orca. Ob er auf der Jagd nach Delfinen war, die bei uns in der Nähe des Bootes Schutz gesucht hatten?
Auf halber Strecke müssen wir gegen den Wind ankreuzen und kommen deshalb nur noch schwer nach Mallorca voran. Also wird der Motor angelassen und auf direktem Kurs die Südwestküste mit der Isla Dragonera angesteuert. Schon bald können die Felsen am Horizont ausgemacht werden.
Wir beschließen, den Ankerplatz vor San Telmo mit dem Panorama der Isla Dragonera im Hintergrund für einen Badestopp anzulaufen.
Am späten Nachmittag geht es dann in die malerische Hafenbucht von Puerto D'Andratx. Vorbei an der in der Einfahrt ankernden Supersegelyacht Squall, die für Luxusfahrten gechartert werden kann.
Wir machen am Steg des Club de Vela fest und genießen die hervorragende Infrastruktur des Clubs mit Swimmingpool und modernen Duschen.
Zum Abendessen geht es in ein typisch spanisches Restaurant etwas abseits vom Hafen.
Freitag: 20.05.
Ablegen zur letzten Teilstrecke, um gleich wieder in der nächsten Bucht (Cala Llamp) zu ankern und zu frühstücken.
Hier kann nochmals im klaren Wasser gebadet und geschwommen werden, bevor es um die Südwestspitze Mallorcas in die Bucht nach Palma geht. Auf dem Weg dahin können wir unter Segel nochmals gute Fahrt mit über 8 Knoten machen. In der Nähe des Hafens läßt sich schon das imposante Bauwerk der Kathedrale von Palma ausmachen, das jetzt schnell immer näher kommt, bis wir schließlich in die Marina Naviera Balear einlaufen und die Eva am Heimat-Steg von mbs-charter festmachen.
Wir dürfen nochmals an Bord übernachten. Am nächsten Morgen geht es dann in aller Früh mit dem Taxi zum Flughafen.
Fazit: „One Way Ibiza“ war ein wunderbar spannender und entspannter Törn. Dank gebührt unserem erfahrenen Skipper Steffen Kocher, der uns hervorragend durch die balearischen Gewässer navigiert hat.
Für mehr Charter-Details kann er über den SRN angesprochen werden.
Dank auch unserer Crew, die sehr gut harmoniert hat und dadurch auch zum guten Gelingen des Törns beigetragen hat.